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1298. Juli 30. Bei Ottmachau.

II kal. Aug.

Bischof Johannes von Breslau gestattet dem Joh., Vogt von Neisse, an geeignetem Orte an die Pfarrkirche zu St. Jakob in Neisse eine Kapelle (zu St. Lorenz) anzubauen und desgleichen ihm und seinen Erben das Präsentationsrecht für den Presbyter dieser Kapelle, doch soll dieser weder ein Offertorium, noch von Begräbnissen oder Testamenten Geld nehmen, noch auch Beichte hören, Kinder taufen, vel purificandas post partum introducere mulieres und auf Requisition des Ortspfarrers predigen. Der Vogt dotirt die neue Kapelle mit 2 Freihufen in Strobitz (Struwitz bei Neisse), einem freien Gehöft in Neissenebst Wohnung für den Priester, dem zehnten Scheffel von der Vogtmühle, unbeschadet des dem Müller gebührenden Drittels, der jedoch dem Priester seinen Bedarf an Korn unentgeltlich zu mahlen hat und denselben nur Reparatur des Wehres nicht heranziehen darf, ferner einem Zinse von 3 Mark von der Badestube am Münsterberger Thore, 2 Mk. vom Schlachthofe, einer Mk. von der ersten Fleischbank rechts, wenn man vom Viehmarkt auf den grossen Markt kommt, einer Mark von einer Brotbank, welche einstmals die Minoriten besassen, endlich 3 Mk, von einigen Gärten ausserhalb der Stadt auf der Ottmachauer Strasse.

Z.: die Bresl. Domherren Heinr. Archid v. Liegnitz und Prokur. v. Ottmachau und Notar Joh., die Pfarrer Steph. v. Neisse und Cosmian v. Ottmachau, die Ritter Matthias und Dietrich Brüder des Bischofs, Gozo von Czuchtendorf Schwiegersohn des Vogtes Johannes, die Kapläne Paul, Stanisl., Gerward (bei Kastner Ewerard) und Michael und der bischöfl. Cleriker Lambin v. Cöpernik (Köppernig).


Mit den beschädigten Siegeln des Bischofs, des Pfarrers Stephan (Pfotenhauer Taf. XIII. 98) an Pergamentstreifen, während das dritte S. verloren gegangen. Orig. im Bresl. Staatsarchive Neisse Collegiatstift 6. Zwei andere gleichfalls dreimal besiegelte Originalausfertigungen erwähnt Kastner (Diplomata Nissensia antiquiora Neisse 1852) S. 1 als im Neisser Pfarrarchive befindl. und giebt dort auch einen Abdruck, der mit dem Orig. des Bresl. Staatsarchives ganz übereinstimmt bis auf einige hier eingeklammerte Zusätze bei den Zeugen. Eine vierte Originalausfertigung besitzt das Bresl. Domkapitelsarchiv unter Sign. X. 1, an welchem jedoch immer nur ein nunmehr abgefallenes an grünrothgelben Seidenschnüren befestigt gewesenes Siegel gehangen hat.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1886; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 3: Bis zum Jahre 1300. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.